Peter Ruppel GmbH & Co. KG im Schutzschirmverfahren ist saniert
Die Zukunft des Traditionsunternehmens Peter Ruppel ist gesichert. Eine private Investorengruppe will die angeschlagene Firma übernehmen. Dennoch wurde 20 Mitarbeitern gekündigt.
Gute Neuigkeiten für die aktuell 160 Beschäftigten: Es gibt einen Investor für die Firma Ruppel. Bei einer Mitarbeiterversammlung am Montag stellte sich Dr. André Schröer als Sprecher und einer von drei privaten Investoren vor. Das Ladenbau-Unternehmen hatte die Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt, die seit 1. September läuft. Trotz voller Auftragsbücher zwangen Corona-Pandemie und die Ukraine-Krise mit ihren Folgen die Geschäftsführung zu diesem Schritt.
Seitdem haben sich die Eigenverwaltung und der Sachwalter, Rechtsanwalt Rüdiger Weiß, bemüht, einen Investor für das in Schieflage geratene Traditionsunternehmen zu finden. Per 30. Januar wurde nach Zustimmung der Gläubiger ein Insolvenzplan bei Gericht eingereicht. Dr. Sebastian Braun, Fachanwalt für Insolvenzrecht und Sanierungsrecht, unterstützte das Unternehmen in der Eigenverwaltung als Generalbevollmächtigter.
Strategischer Hintergrund
Mit einer privaten Investorengruppe von drei Mitgliedern scheint man nun erfolgreich zu sein. Dr. André Schröer bezeichnet sich und seine beiden Partner dabei als „Finanzinvestoren mit strategischem Hintergrund“. Man wolle das Unternehmen wieder auf gesunde Beine stellen. Der promovierte Kaufmann sieht bei den Geschäftsbereichen der drei künftigen Kapitalgeber auch einige Kundenüberschneidungen und Ergänzungen durch den Interieurbereich, den Ruppel bedient. Darin liegt für ihn ein großes Potenzial, zumal er selbst Beteiligungen aus dem „Exterieur“, wie etwa die Dambach CDE GmbH in Gaggenau halte.
Ein anderer zukünftiger Gesellschafter ist bereits an einem renommierten Ladenbau-Unternehmen mehrheitlich beteiligt und wird Netzwerk und Expertise in die Zukunft von Peter Ruppel einbringen.
Die Mitarbeitenden, die den Geschäftsbetrieb in letzten Monaten in vollem Umfang am Laufen gehalten haben, will man auch weiterhin halten. Allerdings werde man um einen Personalabbau von etwa 20 Stellen nicht herumkommen, so Schröer. Die Kündigungen mussten bereits zum 31. Januar ausgesprochen werden. Über das Angebot, in eine Transfergesellschaft zu wechseln, werde den freigesetzten Mitarbeitern eine sozialverträgliche Alternative gegeben.
Übernommen werden sollen auch die Tarifverträge der Metall-Industrie. Doch auch hier gibt es einen Einschnitt für die Beschäftigten. Die Zahlung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld werde bis auf einen kleinen Fixbetrag ausgesetzt. Über den Insolvenzplan kann das Investorentrio auch einige vorteilhafte Altverträge übernehmen, etwa bei der Energie. Aktuell habe man noch einen sehr günstigen Stromliefervertrag. „Eine Verzehnfachung dieses Preises hält kein Unternehmen aus“, so Schröer.
Serienmöbel aus Standbein
Zuversichtlich blickt der Sprecher des Geldgeber-Trios in die Zukunft des Unternehmens. Denn der neue Geschäftsführer, der das Amt in Kürze von Thomas Schulte als Interims-Chef übernehmen soll, kommt laut Schröer aus dem Bereich der Möbelindustrie, ein neuer Vertriebsmitarbeiter aus dem Ladenbau. Und auch mit den großen Kunden wie C&A oder H&M ist man bereits in Kontakt getreten: „Wir werden in Kürze nach Schweden fahren und das Gespräch mit Hennes und Mauritz suchen.“ Zudem plane man ein weiteres Standbein mit Serienmöbeln, was für die neuen Investoren gut umsetzbar wäre. „Wir brauchen einfach Traffic im Betrieb“, beschreibt André Schröer die Situation.
Per Zufall habe er von der Schieflage Ruppels erfahren und sich mit dem Fall beschäftigt, so Schröer. Schon bei den Verhandlungen zur Übernahme hatte das Investorentrio einen Spurt an den Tag gelegt. Von den ersten Gesprächen am 8. Dezember bis zur Unterschrift für das Invest waren gerade sechs Wochen vergangen. Und wenn alles nach Plan laufe, könne nach dem Erörterungstermin am 9. Februar das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung Ende des Monats aufgehoben werden.
„Unternehmen kann überleben“
Beim Sachwalter ist man guter Dinge, damit einen passenden, weil strategischen Investor für Ruppel gefunden zu haben. Die neuen Geldgeber „kommen aus dem Ladenbau und kennen die Branche“, so ein Mitarbeiter des Sachwalters Rüdiger Weiß. Nachdem in den letzten Tagen noch einige offene Punkte geklärt wurden, habe man die Verhandlungen erfolgreich abschließen können. „Das ist ein starker Finanzinvestor für die Heimat“, ist der Mitarbeiter der Kanzlei Wallner Weiß überzeugt.
„Aus jetziger Sicht kann das Unternehmen Peter Ruppel überleben“, sagt auch Harald Gans. Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Tauberbischofsheim war komplett in die Gespräche eingebunden. Die Stimmung bei den Mitarbeitern sei gut gewesen, berichtet er von der Betriebsversammlung am Montag. Die künftigen Investoren hätten Zuversicht und Aufbruchstimmung verbreitet. „Das ist keine Notlösung“, informiert Gans, dass Interessensausgleich und Sozialplan unterzeichnet wurden. Die geplanten Einschränkungen beim Tarif und die Kündigungen trage man mit, blickt er für Ruppel optimistisch in die Zukunft. Die 20 Beschäftigten aus allen Bereichen, die am Dienstag ihre Kündigung erhalten haben, werden in einer Transfergesellschaft aufgefangen. Er ist froh, dass man Investoren gefunden hat, die einen „ehrlichen und guten Eindruck machen“.
Erschienen in den Fränkischen Nachrichten im Feb. 2023 - Text und Bild Diana Seubert